Musenlyrik

Musenlyrik

Ein Dichter ist geboren grad,
er kam mit viel Geschrei.
Sein Antlitz wirkt noch ziemlich fad,
ist voll von Babybrei.

Der Dichter wächst, er wird zum Mann,
beginnt sein Werk zu schreiben.
Mal sehen, was er so kritzeln kann.
Wie wild wird er es treiben?

Der Dichter lebt, er ist nie keusch,
die Musen werden verschlissen.
Beim Schreiben macht er ein Geräusch,
als hätt grad wer geschissen.

Der Dichter, er wird alt und grau,
die Worte ihm verblassen.
Er trinkt zu viel, das ist nicht schlau,
er sollt es lieber lassen.

Dem Dichter fällt garnichts mehr ein,
sein Schreibstil wirkt verschlossen.
Die Worte bleiben meist allein,
das stimmt ihn sehr verdrossen.

Der Dichter denkt „Ich hab genug,
ich male ab jetzt Bilder!“
Eine Muse küßt ihn klug,
das stimmt den Dichter milder.

Der Dichter weint, er kann nicht mehr.
Er möchte nur noch sterben.
Die Muse denkt „Na bitte sehr,
gibt’s bald wen zu beerben.“

Der Dichter schreibt seinen letzten Satz,
es sollt sein bester werden.
„Die Lyrik ist oft für die Katz,
im Himmel wie auf Erden!“

Der Dichter ruht, ganz sanft und still,
ist wortlos stumm entschlafen.
Gab niemand, der ihn hören will,
drum spielen nun Engleins Harfen.

Die Muse, ja, sie ist bald reich,
der Dichter biss ins Gras.
Sie angelt sich darauf ´nen Scheich
und hat so richtig Spaß.
(RG0274-090513)

und hier auch noch zum Hören für die Öhren: