Es bleibt in der Familie

Es bleibt in der Familie

Ein Haselbusch auf Freiersfüßen,
kann man im Frühjahr oft begrüßen.
Er spricht nicht viel bei seiner Jagd
nach einer treuen Haselmagd.

Auch läuft er nicht grad sehr behände
durch das freie Parkgelände,
steht nur stumm am selben Ort,
wo anderes Grünzeug längst verdorrt.

Er sieht sie nicht, doch sie ist da,
er wittert sie, sie ist ganz nah.
Drauf schießt er seine Pollen ab,
unsagbar viele, nicht zu knapp.

Die Haselin derweil in Blüte,
denkt sich bloß: „Du meine Güte,
was soll denn nur der ganze Zauber?
Ich will keinen Nachwuchs, ich bleib sauber!“

Doch Haselich bleibt stur wie Stein,
pollt derweil die Gegend ein,
worauf die Damenwelt betäubt
und manch Fräulein ward bestäubt.

Dem Frühling folgt der Sommer nun,
der Haselich lässt alles ruhen,
lauert grün und voll im Saft,
auf nächstjährliche Leidenschaft.

Und rundherum im Ringelrein
entsteht ein ganzer Haselhain;
gewachsen gar nicht sehr monströs,
sie sind nur alle inzestös.
(RG0105-290608)

und hier auch noch zum Hören für die Öhren: