#Künstlerblut

Künstlerblut

Wer näht denn da zu später Stund
des Patienten Wunde wund
und schneidet leider viel zu knapp,
den Faden von der Nadel ab?

Ein Chirurg im Arbeitseifer,
aus dem Munde tropft der Geifer,
hing gerade in des Mannes Därmen,
um sich die Arme drin zu wärmen.

Fand nichts und entdeckte doch:
„In dem Blinddarm ist ein Loch,
die Galle ist von Steinen schwer,
Skalpell und Tupfer, bitte sehr!“

Das gab man ihm, er reparierte,
nähte, tupfte und studierte
des Patienten Innereien.
Wird der ihm das wohl je verzeihen?

Egal, was soll’s? Er ist jetzt heil.
Unser Operateur derweil,
zieht zum nächsten Kranken weiter,
freut sich schon auf frischen Eiter.

So geht es nun, tagein, tagaus.
Manch Gesundem ist’s ein Graus.
Doch schließlich wird meist alles gut,
denn in ´nem Arzt fließt Künstlerblut.
(RG0045-241204)