Spaziergang an Ostern

Spaziergang an Ostern (frei nach Goethe)

Das Eis ist weg, der Strom er fließt,
der Frühling guckt gemächlich.
Im Tal wird’s grün, die Hoffnung sprießt.
Der Winter alt und schwächlich,
zog sich zurück ins hohe Land
und schmeißt mit grobem Eise,
weil er wohl nichts besseres fand.
Die Sonne meint: „Welch Scheiße!“
Durch sie wird alles bunt und strebend,
doch Blumen hat sie nicht gezogen.
Die Menschen, sauber und belebend,
werden von ihr aufgesogen.
Nun wend dich ab von hohen Orten,
seh´ nicht zurück zum Häusermeer.
Und hinter manchen düstren Pforten
wimmeln Leute hin und her.
Alle drehen sich hin zur Sonne
und feiern die Rückkehr vom Schöpfer.
Regen sich selber vollen Wonne,
der Anwalt, die Nonne, der Töpfer.
Sie kamen raus aus winzigen Katen,
aus Werkstatt, Küche und Labor.
Aus Kirche, Gasse und dem Garten
rannten sie zum Licht empor.
Nun schau mal hin, wie flink die Truppe
sich zersprengt durch Stock und Stein.
Und auf des Baches trüber Suppe
laden Kähne Jedermann zum mitfahren ein.
Viel zu schwer mit Fracht versehen
entrinnt nun auch das letzte Boot.
Aus der Ferne Kleider wehen,
in grün, blau, gelb und rosarot.
Es wimmelt laut im kleinen Ort.
Zufrieden stimmen alle ein:
„Ich will hier bleiben und nicht fort.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“
(RG0017-010504)

und hier auch noch zum Hören für die Öhren: