Szenen einer Lokalität 1

Szenen einer Lokalität 1

weiter unten noch zum Hören für die Öhren…

Ich sitze am Tisch und warte auf die Servicekraft. Mir gegenüber ein Paar mit grade geschlüpftem Stammhalter. Er etwas älter, mondgesichtig mit osteuropäischen Gesichtszügen. Sie jünger, vermutlich deutscher Herkunft und guter Figur, trotz Geburt.

Dann passiert, was immer passiert, wenn mich solche Winzlinge entdecken. Ich gucke sie an, schneide Grimassen und heiße den neuen Erdenbürger somit auf meine ganz eigene Weise willkommen. Sie beobachten mich und fangen innerhalb kurzer Zeit ein glücklich glucksiges Grinsen an. Das Mondgesicht sieht dies und sagt in relativ barschem und lautem Ton „Guck meinen Sohn nich so an!“, was ihm einen mit Giftpfeilen gespickten Blick seiner Partnerin einbringt. Als ob ich das Jüngelchen verzaubern könnte – hab ich längst, Ätsch!

Etwas später sitzt der Stammhalter quängelig auf dem Schoß des Mondgesichts. Eine ältere Frau dreht sich zu ihm um und beginnt ein mit klugen Ratschlägen versehenes Gespräch, ohne natürlich Frau Mondgesicht mit einzubeziehen. Die Ratgeberin ist zwar etwas älter, aber ziemlich attraktiv – weshalb sich das Mondgesicht eindeutig zu lang an ihrem Gespräch beteiligt. Ergebnis: Eine Blicksalve Giftpfeile und die Laune des Muttertiers kippt um von Wein auf Essig.

Nun hat sie beschlossen „Wir wollen gehen!“ – und verabschiedet sich bei mir, weil ich so bezaubernd geguckt habe – nochmals Ätsch! Und sie läßt sich alle Zeit der Welt beim Einpacken ihrer Leibesfrucht. Denn fünf aufgedonnerte Junghennen schielen kaugummikauend und respektlos nach dem freiwerdenden Tisch des Paares.

Das war ein gelungener Abend.
(RG0354-281213)

und hier auch noch zum Hören für die Öhren: